Remake On Location

© Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.

DE 1994 | Regie, Buch: Serap Berrakkarasu | Kamera, Schnitt: Gisela Tuchtenhagen | Produktion: Serap Berrakkarasu, Serap Berrakkarasu Filmproduktion | Farbe | DCP von 16mm, restaurierte Fassung | 104 min | dt./türk. OV mit dt. UT | Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.

Das Gemüse kommt aus dem Garten hinterm Haus, der Fisch kommt aus der Dose und das Geld fürs Brot aus der Fabrik. Dieses Geldes wegen kamen sie her. Frauen aus der Türkei, Frauen aus Mecklenburg – gemeinsam stehen sie am Fließband einer Lübecker Fischfabrik. Braungefärbte Hände, penetrant haftender Fischgeruch, schmerzende Arme und Rücken. Würde diese Arbeit von Männern gemacht, wäre sie längst schon automatisiert. Aber Frauenarbeit ist billig, und die Frauen beklagen sich nicht. Sie haben gelernt zu arbeiten, und das ist auch ihr Stolz. 

Es ist Serap Berrakkarasu gelungen, ein Vertrauensverhältnis herzustellen, weil sie sich den Frauen mit Gefühl und großem Interesse nähert – und weil sie ihre Sprache spricht. Ekmek Parasi – Geld für’s Brot ist ein Film in deutscher und türkischer Sprache. Auch daraus bezieht er seinen Reiz und seine Authentizität. Typische Frauenarbeit war immer kommunikativ. Es ist das Verdienst von Serap Berrakkarasu und Gisela Tuchtenhagen, diese Kommunikation aufgenommen und in ihrer Direktheit und Spontaneität für den Film bewahrt zu haben. Am Ende werden die Filmemacherinnen von den Frauen in der Fischfabrik verabschiedet wie Kolleginnen: Ein schönes Wochenende! (Linde Fröhlich, Nordische Filmtage Lübeck 1994)

In Kooperation mit dem DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum im Rahmen der Filmreihe Von hier – Filme als Archive der Migrationsgesellschaft, kuratiert von Tobias Hering und Björn Schmitt.


MI, 15.9.21

18.00

Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum


© Park Circus / ITV Studios

AT 1991 | Regie: Ursula Pürrer, Ashley Hans Scheirl, Dietmar Schipek | Darsteller*innen: Susanna Heilmayr, Ursula Pürrer, Ashley Hans Scheirl, Margarete Neumann, Gabriele Szekatsch, Dietmar Schipek, Anthony Escott, Luise Kubelka | Produktion: Loop TV-Video Film Produktion, Wien | Farbe | DCP von 16 mm-blow up von Super 8, restaurierte Fassung | 84 min | dt. OV | Kinothek Asta Nielsen

Das Szenario einer Stadt, ausgebrannt, zerstört, dem Verfall preisgegeben. Betonwüsten, Stadtautobahnen, Straßenschluchten, Abbruchhäuser, Schutthalden und verwüstetes Fabrikgelände. Unendliche Dunkelheit, Regen und Krieg. Im Jahre 2700 - Das Jahr der Kröten - war Asche eine ausgebrannte Stadt. Zu groß für ihre Seelen, die sich in finsteren Kellerlöchern zusammenrotteten, war sie ein unbändiges, wildes Tier, jederzeit bereit, dem Tod ins Gesicht zu pinkeln...

„Ein Wort zu Rote Ohren fetzen durch Asche. 1 Generation zurück, noch klein und bösesüß im Super 8-Format, ist der Film jetzt lässig erwachsen, digital voll präsent dank Asta Nielsen. […] Der Film von 1991 hat's vorweggenommen, wofür erst später die Begriffe gefunden wurden: Vielfalt! Desintegriert euch! Diversity! Gegenwartsbewältigung! Aktiviert euch!“ (Dietrich Kuhlbrodt, Februar 2021)

Im Anschluss ein Gespräch mit den Regisseur*innen Ursula Pürrer und Ashley Hans Scheirl, und mit Karola Gramann


DI, 26.10.21

20.45

Cinéma

Tickets


© Filmperlen

USA 2019 | Regie, Schnitt, Produktion: Pamela B. Green | Buch: Pamela B. Green, Joan Simon | Kamera: Boubkar Benzabat | Musik: Peter G. Adams | Stimme: Jodie Foster | Mit: Alice Guy-Blaché, John Bailey, Geena Davis, Julie Delpy, Ava Du Vernay, Patty Jenkins, Ben Kingsley, Agnès Varda, Evan Rachel Wood | Farbe u. s/w | DCP | 103 min | franz./ engl. OV mit dt. UT | Filmperlen

Alice Guy-Blaché begann mit dem Filmemachen 1896, nur ein Jahr nach der Geburtsstunde des Kinos [...]. Eigentlich war sie als Gaumont-Sekretärin zuständig für die Bewerbung photographischer Apparaturen, das Sortiment wurde auf eine einfache Version des Kinematographen ausgeweitet. Die Sekretärin fragte den Arbeitgeber, ob sie auch mal ein paar Filmszenen drehen dürfte, so erzählt Alice Guy-Blaché in einem Fernsehinterview, das 1957 entstand. Ja, das ist was für junge Frauen, soll er gesagt haben. Die Werbung für den Kinematographen zeigte eine überraschende Genderbalance: ein Mann und eine Frau halten gleichermaßen das Gerät in der Hand und haben Spaß beim Filmen. [...]

Die amerikanische Filmemacherin Pamela Green hat in ihrem Dokumentarfilm Be Natural: The Untold Story of Alice Guy-Blaché die feministische Wirkungskraft der Filmpionierin herausgearbeitet. Ihr Einfluss reichte bis zu Sergej Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin (1926) mit der berühmten Treppenszene, in der sich ein Kinderwagen selbständig macht, und Oktober (1928), mit seinen sich männlich gebärdenden Flak-Schützinnen. Eisenstein, so weiß es der russische Filmhistoriker Naum Kleiman, erwähnte die Filme von Alice Guy-Blaché in seinen Notizen. Sehr sorgfältig führt Pamela Green für jede These das Originalargument und das historische Dokument auf. Sie überlässt (fast) nichts der Spekulation, häuft Materialien und biographische Details an, versammelt die Töchter, zeichnet Stammbäume und versieht Einflüsse mit Linien und Pfeilen. Für jede Aussage findet sie das passende Dokument, visualisiert auf der Landkarte, in welchen Archiven sich das Wissen über die erste Filmemacherin der Geschichte verstreut hat, ganz so, dass einem fast Sehen und Hören vergeht. (Dunja Bialas, artechock.de)


MI, 10.11.21

18.00

Mal Seh’n


FR 1985 | Regie: Jean-Luc Godard | Buch: Alain Sarde, Philippe Setbon | Kamera: Louis Bihi | Schnitt: Marilyne Dubreuil | Darsteller*innen: Johnny Hallyday, Nathalie Baye, Claude Brasseur, Jean-Pierre Leaud | Produktion: Sara Films/JLG Films | Farbe | 35mm | 95 min | franz. OV mit dt. UT | Cinémathèque Suisse

Das Concorde-Saint-Lazare ist für Godard, zum Genre passend, ein natürliches Studio – wie das Ritz und das Crillon als Hotels natürliche Paläste und das Lutétia für die Nazis eine natürliche Telefonzentrale. In den anderen Zeiten, die auch dieses Hotel gekannt haben, stiegen hier die Gäste aus Übersee ab, denn der Gare Saint-Lazare ist der Bahnhof für die Züge aus und nach Le Havre. Die Kategorie Vergnügungsreisende gibt es längst nicht mehr. Die Touristen, die an ihre Stelle getreten sind, sieht man in Godards Film verkörpert in einem alten amerikanischen Ehepaar, das durch die pompöse, im alten Glanz erhaltene Halle humpelt. Die Zimmer hinter den Türen an den schlauchlangen Fluren sind nach modernsten Maßgaben ökonomisch zugeschnitten und eingerichtet. […]

Die melancholische Beleuchtung, in die Godards Film getaucht ist, partizipiert am ehemaligen Glanz eines ehemals großen Hauses. Die Geschichte dieses Bautyps ist zu Ende wie die eines bestimmten Kinos. Durchsichtig ist die Wahrheit, sagt ein weises kleines Mädchen, momentan, zwischen Auftauchen und Verschwinden. (Frieda Grafe, „Filmhistorischer Hotelführer“, 1990)


FR, 10.12.21

18.00

Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum


© DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main, Bildarchiv

BRD, IT, FR 1960 | Regie: Fritz Lang | Buch: Fritz Lang, Heinz Oskar Wuttig | Darsteller*innen: Wolfgang Preiss, Dawn Adams, Peter van Eyck, Werner Peters | Produktion: CCC-Filmkunst / Cei-Incom | s/w | 35mm | 104 min | dt. OV mit niederl. UT | EYE Film Institute Amsterdam

Der Name Luxor für das Hotel im Film macht schon den ganzen Unterschied. Die Grandhotels der deutschen Filme nach 45 haben nicht mehr Vorkriegsniveau, aber in Fritz Langs Dramaturgie immer noch deren Funktion. Das Luxor von 1960 entspricht dem Olympic in Spione von 1928. Aus den Detektivgeschichten sind Thriller geworden. Das Luxor ist die Operationszentrale des Verbrechens. Verfolger und Verfolgte wohnen in einem Haus. Die Frauen, als Köder eingesetzt, erweisen sich als unberechenbar und pervertieren das System. Lang rechtfertigte den Film einem Freund gegenüber, der die dämonische Aura seiner Vorkriegsfilme vermisste: das ist die kalte Realität von heute. [...]

Eine Zeitungsnotiz gibt Lang als Inspirationsquelle für den Film an. Von Albert Speer geplant, sollten an der Nord-Süd-Achse von Berlin/Germania repräsentative Staatshotels entstehen, ausgestattet mit perfekten Abhöranlagen. Die Bespitzelungsapparatur ist im Film in Richtung Television weiterentwickelt. Seine durchsichtigen Spiegelwände sind erinnerungsträchtig. Wie in Cocteaus Filmen haben sie mit der Natur des Kinos zu tun. Sie implizieren den Zuschauer als Voyeur. (Frieda Grafe, „Filmhistorischer Hotelführer“, 1990)


FR, 10.12.21

20.15

Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum


DE 2019 | Regie, Buch: Therese Koppe | Kamera: Annegret Sachse | Schnitt: Evelyn Rack | Musik: Irma Heinig | Ton: Billie Mind | Produktion: Therese Koppe, Marie-Luise Wagner, Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF | Farbe | DCP | 74 min | dt. OV | Edition Salzgeber

Erika Stürmer-Alex und Christine Müller-Stosch, beide 81, sind seit 40 Jahren ein Paar. In der DDR haben sie sich zusammen auf einem Einödhof in der Uckermark einen Ort für ein größtmögliches freies, künstlerisches Leben erschaffen. Hier, in der ländlichen Stille, sind sie noch heute zuhause. Im Stillen laut begleitet sie dabei, wie sie ihr gemeinsames Leben unter einem autoritären Regime und ihre Überlebensstrategien vor und nach dem Mauerfall Revue passieren lassen, und zusammen in die Zukunft blicken. Am Küchentisch lesen sie sich gegenseitig aus ihren Stasiakten, Tagebüchern und aus Briefen vor, die sie sich, die wenigen Male, die sie voneinander getrennt waren, geschrieben haben. Dabei reflektieren Erika und Tine darüber, was sie auf dem Kunsthof Lietzen erlebt haben: Die Feste, die Theaterproben, und die lange Suche, bis sie diesen Ort überhaupt gefunden hatten. Und auch über die „Wessis“, die nach der Wende auf den Hof gefahren kamen und Anspruch auf ihn erheben wollten.

Mit Archivmaterial von Performances, Workshops und Ausstellungen und mit ruhigen Bildern des heutigen Alltags von der Hofgemeinschaft, erzählt die Regisseurin Therese Koppe zwei starke Persönlichkeiten, die die Frage umtreibt: Welche Rolle kann die Kunst in einer restriktiven Gesellschaft und in politisch heiklen Zeiten wirklich haben? Wie kann sie sinnstiftend sein, für den/die Einzelne/n und auch für die Gemeinschaft? Und wie können wir an unseren Idealen festhalten, ohne Kompromisse machen zu müssen? (Carolin Ernst, Kasseler Dokfest)

In Kooperation mit KunstWerk Praunheim e.V.

--VERSCHOBEN--

Die Vorführung wird nicht wie geplant am 11.12. stattfinden können, sondern auf  den 14. Mai 2022 verschoben.


SA, 14.05.22

19.00

Zehntscheune Praunheim


© Peripher Filmverleih

USA 2019 | Regie, Schnitt: Kelly Reichardt | Buch: Jon Raymond, Kelly Reichardt | Kamera: Christopher Blauvelt | Darsteller*innen: John Magaro, Orion Lee, Toby Jones, Ewen Bremner, Scott Shepherd | Farbe | DCP | 122 Minuten | amer. OV mit dt. UT | Peripher Filmverleih

Cookie (John Magaro) ist der wohl sanftmütigste Mensch, der je durch einen Western stapfte. Als er beim Pilzesammeln einen Salamander auf dem Rücken entdeckt, dreht er ihn vorsichtig um. Und er hilft auch dem nackten Chinesen [King-Lu], der nachts vor ihm im Busch auftaucht. Cookie arbeitet für eine Truppe von Pelztierjägern als Koch, im wilden Oregon des frühen 19. Jahrhunderts. Das ist nicht so ganz seine Welt. Er schmückt lieber mit selbstgepflückten Blumen die Hütte eines Freundes. Faustschläge verteilt Cookie eher  nicht. [...] Vor dem Hintergrund des unzivilisierten Landes mit seinen oft brutalen und nur auf den eigenen Vorteil bedachten Siedlern wirkt die Freundschaft von Cookie und King-Lu so unpassend wie die Kuh, die – als erste überhaupt – in die Gegend kommt. „Kühe gehören nicht hierher“, findet einer. „Weiße Männer auch nicht“, kontert ein anderer. [...]

Neben der Freundschaftsgeschichte erzählt First Cow vom Frühkapitalismus, den Gesetzen des Marktes, Angebot und Nachfrage, wie man Mehrwert erzielt – alles das lässt sich beim Krapfenverkauf leicht nachvollziehen.

Chief Factor (Toby Jones), dem die Kuh und vermutlich ein Großteil des Landes im Umfeld der Siedlung gehören, ist die gleichzeitig kultivierteste und barbarischste Figur des Films. [...] Cookies Küchlein lässt er sich auf der Zunge zergehen und faselt von der Pariser Mode. Umso erschreckender ist die Grausamkeit, wenn er Überlegungen über die Schwere einer Körperstrafe zur Rechenaufgabe macht: Bei einem älteren Arbeiter dürfe die Strafe ruhig so hoch ausfallen, dass sie den Mann zum Krüppel macht, weil die Abschreckung mehr wert sei als der Wert des Mannes als Arbeitskraft. Während er diese gefühllose Rechnung präsentiert, vollführt die Kamera eine Kreisfahrt um ihn, zeigt sein elegant eingerichtetes Heim, bis dem Zuschauer schwindelig wird. Es ist die Logik des Kapitalismus, die Reichardt formuliert. Die Regeln und Machtverhältnisse in dieser noch jungen Welt sind die alten geblieben. First Cow ist auch ein Statement, wie man es anders hätte machen können. (Martina Knoben, Süddeutsche Zeitung, 9.7.2021)


MO, 10.1.22

20.15

Pupille – Kino in der Uni


Filmemacher*in, Performancekünstler*in und Autor*in Thirza Jean Cuthand, geboren in Regina, Saskatchewan, Kanada, aufgewachsen in Saskatoon, macht seit 1995 kurze experimentelle Videos und Filme über Sexualität, Wahnsinn, Queerness, Liebe und Indigenität, die bei zahlreichen internationalen Filmfestivals gezeigt wurden und werden, z.B. Tribeca, Mix Brasil Festival of Sexual Diversity Sao Paolo, ImagineNATIVE Festival Toronto, Frameline San Francisco, Outfest Los Angeles, Internationale Kurzfilmtage Oberhausen oder Berlinale.

In dem von Thirza Cuthand kuratierten Programm zeigen wir neben ihrer jüngsten Arbeit, der NDN Survival Trilogy (2019), einige ausgewählte frühere Werke, die z.T. auf ihrer eigenen Website online, jedoch viel zu selten auf der großen Leinwand zu sehen sind.

In Extractions, dem ersten Film der NDN Survival Trilogy, stellt die Filmemacher*in komplexe Verbindungen zwischen zerstörerischer Rohstoffförderung und boomender Pflegekind-Industrie her, die viele indigene Kinder bis heute von ihren leiblichen Eltern trennt. Während Cuthand darüber reflektiert, wie diese Industrien ihr Leben beeinflussen, erwägt sie, ihre Eizellen einfrieren zu lassen, um irgendwann selbst ein indigenes Baby zu bekommen. In Less Lethal Fetishes beschreibt sie ihren mehr als latenten Gasmaskenfetisch sowie ihre kunstpolitischen Kontroversen: Auch sie sieht sich mit ihrer Arbeit in eine Kunst- und Filmindustrie verstrickt, die von schmutzigen Geldern finanziert ist – und macht sich ihre Mitschuld an Unterdrückung, Ausbeutung und Umweltverschmutzung schmerzlich bewusst. Reclamation schließlich ist eine dystopisch-satirische Entkolonisierungserzählung, in der drei indigene Überlebende, die auf der Erde geblieben sind, über ihre Vorhaben diskutieren, nachdem die Weißen den zerstörten Planeten endlich Richtung Mars verlassen haben. Desweiteren sind einige queere Mädchen/Märchenfilme, ein Video über die Beziehungsprobleme lesbischer Vampir*innen, eine Arbeit über Cuthands eigene Entscheidung gegen eine Transition und ein indigener Fantasyfilm zu sehen. (Katja Wiederspahn)

Zu Gast: Katja Wiederspahn. In Kooperation mit Queertactics, Wien.

Programm

Helpless Maiden Makes an “I” Statement

CA 1999 | Regie, Buch, Schnitt, Produktion: Thirza Cuthand | Farbe u. s/w | DCP | 6 min | OV | Thirza Cuthand

Through the Looking Glass

CA 1999 | Regie, Buch, Schnitt: Thirza Cuthand | Farbe | DCP | 14 min | OV | Thirza Cuthand

You Are a Lesbian Vampire

CA 2008 | Regie, Schnitt, Produktion: Thirza Cuthand | Farbe | DCP | 3 min | OV | Thirza Cuthand

Just Dandy

CA 2013 | Regie: Thirza Cuthand | Farbe | DCP | 7 min | OV | Thirza Cuthand

Boi Oh Boi

CA 2012 | Regie, Schnitt, Produktion: Thirza Cuthand | Farbe | DCP | 9 min | OV mit dt. UT | Thirza Cuthand

Reclamation

CA 2018 | Regie: Thirza Cuthand | Farbe | DCP | 13 min | OV mit dt. UT | Thirza Cuthand

Woman Dress

CA 2019 | Regie, Buch: Thirza Cuthand | Kamera: Gabriela Osio Vanden | Schnitt: Maria Todorov-Topoutov | Produktion: Justine Pimlott | Farbe | DCP | 6 min | OV mit dt. UT | Thirza Cuthand

Less Lethal Fetishes

CA 2019 | Regie, Schnitt, Ton, Produktion: Thirza Cuthand | Farbe | DCP | 9 min | OV mit dt. UT | Thirza Cuthand

Extractions

CA 2019 | Regie, Kamera, Schnitt, Produktion: Thirza Cuthand | Farbe u. s/w | DCP | 16 min | OV mit dt. UT | Thirza Cuthand 


MO, 17.1.22

20.15

Pupille – Kino in der Uni

Tickets


DE, IT 1993 | Regie, Buch: Carmen Tartarotti | Kamera: Pio Corradi | Schnitt: Ferdinand Ludwig, Carmen Tartarotti | Ton: Kurt Eggmann, Michael Busch | Musik: Werner Pirchner | Farbe | 16mm | 70 min | dt./it. OV mit dt. UT

Das Paradies ist ein Ort im hinteren Martelltal, an dem sich die städtische Zivilisation in den 30er Jahren ein futuristisches Hotel nach einem Plan des berühmten italienischen Architekten Gio Ponti hat bauen lassen. Dieses Hotel steht jetzt schon seit über 20 Jahren als Ruine da. Das Paradies ist eine Metapher für einen landschaftlich zauberhaften, unberührten Ort. Dieser Fleck wurde von reichen, einflussreichen Leuten aus der Stadt ausgeschaut, um ein Hotel mit allem Komfort für ihre modernen Erholungsansprüche zu errichten. Die andere Seite der Paradiesmetapher ist die der Versuchung und der Sünde. Zu dem futuristischen Bau inmitten einer bäuerlichen, alpinen Landschaft hatten die Bauern aus dem Tal nur als Bauarbeiter und später als Lebensmittel-Lieferanten Zutritt. Hotel Paradiso ist indirekt auch ein Film darüber, wie Kapitalismus funktioniert. Dem idealistischen Fortschrittsdenken der 30er Jahre folgt das Profit- und Rentabilitätsdenken der 50er Jahre und das Spekulationsdenken in den 60er und 70er Jahren; eine zunehmende Zweckentfremdung. (Carmen Tartarotti, 1993)


MI, 19.1.22

20.15

Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

Tickets


© Edition Salzgeber

DE 2021 | Regie, Buch: Monika Treut | Mit: Annie Sprinkle, Beth Stephens, Stafford, Sandy Stone, Susan Stryker, Max Wolf Valerio | Kamera: Elfi Mikesch, Robert Falckenberg, Nola Anwar, Monika Treut | Schnitt: Angela Christlieb, Margot Neubert-Maric | Musik: Mona Mur | Ton: Robert Falckenberg, Sophie Blomen, Jes Gallegos | Redaktion: Nicole Baum | Produktion: Monika Treut, Hyena Films | Ko-Produktion: ZDF Mainz, 3sat Mainz | Farbe | DCP | 88 min | amer. OV mit dt. UT | Edition Salzgeber

Monika Treut reist zurück zu einigen Protagonist*innen ihres Films Gendernauts aus dem Jahr 1999. Die damals jungen Künstler*innen, Akademiker*innen und Trans*Aktivist*innen sind zwar älter geworden, erscheinen aber nicht weniger lebensfroh, klug, sanft, weise. Monika Treut fragt nach dem, was sich für sie alle verändert hat und danach, welche Kämpfe anhalten. In diesem berührenden Portrait wird queere Geschichte geschrieben, aber ganz sicher nicht abgeschlossen. Die gesellschaftspolitische Situation hat sich verändert. San Francisco als ein zentraler Ort queerer Politiken ist längst nicht mehr für alle attraktiv: Die Mieten sind gestiegen, die Aktivist*innen können sich nur noch mit gutem Einkommen ein Leben hier leisten. Diejenigen, die dies nicht haben, sind nicht mehr in der Stadt oder in der Nachbarschaft. Dadurch verändert sich mit den Jahren auch eine Szene, die hier zu Hause war. Die Protagonist*innen von Monika Treuts Film erzählen von ihrem heutigen Alltag, von Kunst, der akademischen Welt und auch immer noch von Aktivismus. Genderation ist eine Reise durch die Zeit, ein Wiedersehen mit bekannten Personen und ein Road Movie ohne Schließung. Die Wiederholung der Begegnung nach langer Pause macht auch ein Generationengespräch durch die Zeit im Medium Film möglich. (Natascha Frankenberg, Internationales Frauenfilmfestival Dortmund | Köln) 

Regisseurin Monika Treut kann am 07.02. leider nicht vor Ort sein.

Update: Am 28.03. zeigen wir nochmal GENDERATION (20.15 Uhr) und GENDERNAUTS (18.00 Uhr) in Anwesenheit von Monika Treut, im Anschluss Filmgespräch, moderiert von Karola Gramann.


MO, 07.2.22

20.15

Pupille – Kino in der Uni

Tickets


© DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main, Bildarchiv

USA 1937 | Regie: Mitchell Leisen | Buch: Preston Sturges | Darsteller*innen: Ray Milland, Jean Arthur, Edward Arnold | Produktion: Paramount | s/w | 35mm | 88 min | amer. OV

Die Geschichte von Easy Living bediente sich der realen des Waldorf Towers, das, während der Wirtschaftskrise erbaut, eine Finanzkatastrophe wurde. Wie kann, lässt Sturges den Hotelbesitzer im Film sagen, ein so phänomenales Ding ein solcher Reinfall sein. In Untersicht sieht man seine immensen wabenhaften, in den Himmel sich verjüngenden Fassaden.

Der Film beginnt mit einer Abwärtsbewegung innen. Der Großfinanzmann J.B. Ball, der Bull of Broad Street, fällt die elegante Treppe seines Stadthauses herunter. Kurz darauf folgt eine Kamerabewegung außen einem Nerzmantel, den er, in Rage, vom Dach des Hauses hinunterwirft. Darauf reist seine Frau nach Florida ab – ins Miami Biltmore oder ins Don Cesar wahrscheinlich. Er zieht der Einfachheit halber – auch für die filmische Dramaturgie – in das leerstehende Waldorf Louis und macht so unbeabsichtigt dafür Reklame. Es gibt den offensichtlich unberechenbaren Auf- und Abwärtsbewegungen der Börse und der Gefühle den adäquaten Rahmen. (Frieda Grafe, „Filmhistorischer Hotelführer“, 1990)


MI, 02.02.22

20.15

Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum

Tickets


BLR, DE 1992 | Regie: Jurij Chascewatskij | Buch: Ella Milova, Irina Pismennaja | Kamera: Semjon Friedland | Schnitt: Vera Antipowa | Ton: Grigori Komel, Wassilij Schitikow | Regieassistenz: Bronislawa Loban, Marina Pawlowa | Aufnahmeleitung: Michaeil Schinkewitsch, Hildegard Westbeld | Redaktion: Barbara Denz | Produktion: Tatjana Studio Minsk, ABC-Studio, Bremer Institut Film/Fernsehen Produktionsgesellschaft mbH (BIFF, Bremen) | Farbe + s/w | 35mm | 74 min | russ. OV mit dt. UT

„Haben Sie Kinder?“, fragen Ella Milova und Irina Pismennaja eine Arbeiterin, irgendwo in der ehemaligen Sowjetunion, während sie eine Kuh häutet. Natürlich hat sie. Die Kamera hält auf die Blutlachen auf dem Boden. Die folgenden Sequenzen führen in einen Kreißsaal, dazwischen Arbeits- und Gebärbedingungen in einem tadschikischen Baumwollgebiet: Frauen in der ehemaligen Sowjetunion. [...] Sechzig Prozent aller körperlich schweren (Hilfs-)Arbeiten verrichten Frauen. Zum Beispiel im Straßenbau, wo die wichtigste Arbeitsschutzmaßnahme darin besteht, orangefarbene Westen zu tragen, um nicht übersehen zu werden. Sie gaben dem Film seinen Titel [...]. Die Frauen arbeiten bis zum Umfallen und es geht ihnen trotzdem dreckig. Ihr häufigster Kommentar: „Wir haben uns dran gewöhnt.“
Die Doppelbelastung der Frauen in ex-sozialistischen Ländern ist hinlänglich bekannt. Milova und Pismennaja berichten drüber, weil ihre Freundinnen im westen ein bißchen begriffsstutzig sind. „Warum nur könnt ihr nicht über Liebe reden“, zitieren die Filmemacherinnen eine Hauptfrage westdeutscher Kolleginnen. In ihrem Film geben sie die Antwort: „Eure Sorgen möchten wir haben“. (Friederike Freier, taz, 19.2.1993)

Ein Filmbrief über Frauenarbeit und Gleichberechtigung, aber auch Liebe,in der ehemaligen Sowjetunion an die deutsche Kollegin Helke Sander. „Weißt du, je länger wir flogen, fuhren, filmten, desto mehr war ich davon überzeugt, daß du Recht hattest: Diese Welt haben die Männer für sich selbst geschaffen.“ (Edition Salzgeber)

In Kooperation mit goEast – Festival des mittel- und osteuropäischen Films


MI, 20.04.22

18:30

Murnau Filmtheater, Wiesbaden