Im Jahr 2020, beim Durchforsten der Lagerräume von Ban Ying, Berlins ältester Zufluchtswohnung und Beratungsstelle für Frauen* (ursprünglich für thailändische und philippinische Sexarbeiter*innen), fand ich eine VHS-Kassette. Wie sich herausstellte war es der Film WESTWÄRTS: SÜDOSTASIATINNEN IN DER BRD, einer der frühesten Dokumentarfilme über die Leben südostasiatischer Frauen (thailändisch und philippinisch) in westdeutschen Städten wie Bochum, Hamburg, Frankfurt und West-Berlin. Initiiert von der Südostasien Infostelle in Bochum (Susanne Wycisk) und in Kooperation mit der Foundation for Women Thailand (Frauenstiftung Thailand), bestand das Team hinter der Dokumentation aus Akademiker*innen und Aktivist*innen für Frauenangelegenheiten. Das Rohmaterial wird im Archiv für Alternatives Schreiben (AFAS Duisburg) aufbewahrt. Gedreht kurz vor dem Mauerfall 1989 und 1990 fertig montiert, reflektiert diese wichtige Dokumentation sowohl den Alltag und die sozialen Interaktionen der Frauen, als auch die Diskriminierungen, denen sie sich ausgeliefert sahen. Im Film ist ein Interview mit der Übersetzerin, Akademikerin und Vermittlerin Tippawan Duscha enthalten, die 1989 für AGISRA Frankfurt (gegründet 1984) arbeitete. Sie lebt aktuell in Darmstadt. Ein ähnliches, zeitgenössisches Interview präsentiert der Film HAVE YOU EATEN? von Mon Sisu Satrawaha, als Abschlussarbeit an der Bauhaus Universität gedreht. Hier kommt eine weitere thailändische Übersetzerin und Vermittlerin, Payungsri Adam, zu Wort, die bei Ban Ying arbeitet.
Gemeinsam wollen wir auf dem Podium ein Gespräch führen, das die Geschichte des Menschenhandels und Sex-Tourismus in Deutschland, sowie die fortwährende Gewalt und Stigmatisierung thematisiert, der asiatische Frauen in Frankfurt und darüber hinaus ausgesetzt sind. (Sarnt Utamachote)
DE 1990 | Regie, Schnitt: Susanne Wycisk | Buch: Susanne Wycisk, Siriporn Skrobanek (Foundation for Women Thailand) | Kamera: Gabi Hinderberger, Wolfgang Kriener | Musik: Band Caravan | Produktion: Southeast Asian Information Center Bochum, Foundation for Women Thailand | Farbe | DCP | 50 min | DF mit engl. UT | Digitalisierung: Jorg Michels (Avantmedia)
| Abkürzungen | |
|---|---|
| DF | deutsche Fassung |
| s/w | schwarz-weiß |
| OV | Originalversion |
| UT | Untertitel |
| +UT | elektronische Live-Untertitelung (unterhalb des Bildes) |
| ZT | Zwischentitel |
| Länder | |
|---|---|
| AT | Österreich |
| BRD | Bundesrepublik Deutschland (historisch) |
| BLR | Belarus |
| DE | Deutschland |
| CAN | Kanada |
| DDR | Deutsche Demokratische Republik (historisch) |
| EGY | Ägypten |
| FR | Frankreich |
| GB | Großbritannien |
| URY | Uruguay |
| BRA | Brasilien |
| SWE | Schweden |
| UKR | Ukraine |
| PL | Polen |
| IDN | Indonesien |
| PRT | Portugal |
| HRV | Kroatien |
| ECU | Ecuador |
| HUN | Ungarn |
| AUS | Australien |
| IT | Italien |
| MEX | Mexiko |
| IND | Indien |
DE 2024 | Regie: Mon Sisu Satrawaha | Buch: Mon Sisu Satrawaha | Kamera: Ricardo Preciado Devia | Schnitt: Yollamon Thongrueng | Musik, Ton: Margarida Albino | Produktion: Mon Sisu Satrawaha, Bauhaus University Weimar | Farbe | DCP | 33 min | Thai, dt. mit engl. UT
| Abkürzungen | |
|---|---|
| DF | deutsche Fassung |
| s/w | schwarz-weiß |
| OV | Originalversion |
| UT | Untertitel |
| +UT | elektronische Live-Untertitelung (unterhalb des Bildes) |
| ZT | Zwischentitel |
| Länder | |
|---|---|
| AT | Österreich |
| BRD | Bundesrepublik Deutschland (historisch) |
| BLR | Belarus |
| DE | Deutschland |
| CAN | Kanada |
| DDR | Deutsche Demokratische Republik (historisch) |
| EGY | Ägypten |
| FR | Frankreich |
| GB | Großbritannien |
| URY | Uruguay |
| BRA | Brasilien |
| SWE | Schweden |
| UKR | Ukraine |
| PL | Polen |
| IDN | Indonesien |
| PRT | Portugal |
| HRV | Kroatien |
| ECU | Ecuador |
| HUN | Ungarn |
| AUS | Australien |
| IT | Italien |
| MEX | Mexiko |
| IND | Indien |
Im Anschluss Gespräch (engl.) mit Susanne Wycisk, Tippawan Duscha und Mon Sisu Satrawaha. Moderation: Sarnt Utamachote
Susanne Wycisk ist Lehrerin, Forscherin und politische Aktivistin. Von 1984 bis 1993 arbeitete sie in der Südostasien-Infostelle in Bochum zu Fragen der Frauenrechte in der Region. Sie schloss sich dem Netzwerk „Gegen internationale sexuelle und rassistische Ausbeutung“ (AGISRA) an und unterstützte von Migrantinnen geführte Organisationen in Bochum wie MONA (1985) und MIRA (2000). 25 Jahre lang unterrichtete sie an einer weiterführenden Schule in Bochum. Sie ist die Regisseurin des bikulturellen Filmteams für den, in Kooperation mit der Frauenstiftung Thailand, realisierten Dokumentarfilm „Westwärts“ (1989/90).
Geboren in Thailand und seit 1976 in Darmstadt wohnhaft, studierte sie Sozialverwaltung an der Thammasat-Universität und absolvierte in Deutschland eine Ausbildung zur PR-Beraterin. Seit 1989 ist sie als zertifizierte Übersetzerin und Dolmetscherin für Thai und Deutsch tätig. Ihre berufliche Laufbahn umfasst Positionen in der Kommunalverwaltung, die Mitgründung des interkulturellen Frauenprojekts AGISRA in Frankfurt, die Leitung verschiedener Bildungsinitiativen, journalistische Tätigkeiten sowie Lehraufträge an der Fachhochschule Frankfurt. Zuletzt war sie als PR-Referentin bei der Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz tätig. Zu ihren Fachgebieten gehören Migration, Gender, Rassismus, interreligiöser Dialog, Menschenrechte und interkulturelle Kommunikation.
Mon Sisu Satrawaha (ม่อน ศิศุ สาตราวาหะ) ist eine multidisziplinäre Filmemacherin, Künstlerin und Kuratorin, deren Praxis sich fließend zwischen Film, Installation, Performance und Essen bewegt. Ihre Arbeiten setzen sich mit Themen der Anthropologie, interkulturellen Beziehungen und zeitgenössischer Kultur auseinander und greifen dabei oft auf persönliche und kollektive Erzählungen zurück. Seit 2022 entwickelt Satrawaha das fortlaufende Projekt Have You Eaten?, das die politischen und emotionalen Landschaften der thailändischen weiblichen Diaspora in Deutschland untersucht. Im Rahmen desselben Projekts schuf sie die Performance Somtam Manifesto, die in verschiedenen Kontexten präsentiert wurde, darunter im Gropius Bau während des Abschlussprogramms von DAS GLÜCK IST NICHT IMMER LUSTIG, einer Ausstellung von Rirkrit Tiravanija. Im Jahr 2025 hat sie sich mit dem Chōri Collective zusammengetan, um im Rahmen des Live Works-Stipendiums bei Centrale Fies eine Performance zu entwickeln.
Sarnt Utamachote (ษาณฑ์ อุตมโชติ) ist ein*e nicht-binäre*r Filmemacher*in und Kurator*in mit Sitz in Berlin. Utamachote kuratierte die Ausstellungen „Young Birds From Strange Mountains“ im Schwulen Museum (2025) und „In Nobody’s Service“ in der Galerie Wedding (2024), welche sich mit Spuren der Migration von queerer Schaman*innen, Frauen und Sexarbeiterinnen aus Südostasien nach Deutschland befassen. Darüber hinaus forscht Sarnt Utamachote zu exilierten kambodschanischen Künstler*innen, die in der DDR studierten und beteiligte sich an den Ausstellungen „Echoes of Brother Countries“ (HKW Berlin, 2024) und „Dislocations – within reach“ (Kunst Raum Mitte, 2025). Sarnt Utamachote ist Mitbegründer*in des Kollektivs un.thai.tled und arbeitet als Filmkurator*in für das XPOSED Queer Film Festival Berlin, das Kurzfilm Festival Hamburg und Sinema Transtopia. (Derzeit mit dem Programm „The past is not another country“ in Kooperation mit dem Deutschen Filmmuseum Frankfurt.) Sarnt Utamachotes Kurzfilm „I don’t want to be just a memory“ feierte 2024 seine Premiere auf der 74. Berlinale.