Now!
Filmprogramm
Ein Programm, das Aufbruch und Aufruhr von Frauen über sieben Dekaden des 20. Jahrhunderts hin zeigt. Es beginnt mit den Dokumenten der Protestaktion einer Suffragette, die dabei ihr Leben verlor: 1913 warf sich Emily Davison auf dem Epson Derby einem Pferd des Königs entgegen, griff ihm in die Zügel. Gleich zwei Filmteams waren zugegen. Auch der nicht enden wollende Zug von Suffragetten mit Transparenten, von Sympathisantinnen und Sympathisanten wurde dokumentiert. – Ein Zeitsprung: Die Feministinnen der 1970er Jahre schalten sich in das Newsreelmedium ihrer Zeit ein. In London mit einer Serie, Hang on a Minute, aus der wir einen Beitrag zeigen. Es folgt ein Dokufiction, eine Ansagerin unterbricht den üblichen Nachrichtenfluß im Deutschen Fernsehen mit Meldungen aus dem Untergrund des Frauenlebens. Aufbegehren gegen die weibliche Rolle. Mit Amateurfilmaufnahmen zeigt Jan Oxenberg in Home Movie, wie sich Unangepasstheit schon beim kleinen Mädchen zeigt, wie die Collegestudentin vergeblich versucht, sich in das heterosexuelle Schema einzupassen. Und welche Befreiung am Ende die Lesben- und Schwulenbewegung der 70er Jahre brachte. At Land wiederum stellt eine Emanzipation weiblicher Imagination dar, und, wie Christine N. Brinckmann 1984 schrieb: für Frauen ist „die freie Bewegung der Imagination ein Durchbruch von der ganz anderen Dimension als für Männer“.
Die Suffragettenbewegung wurde von bürgerlichen Frauen getragen. Eine andere Gestalt hatte das Aufbegehren in der Arbeiterklasse. Arbeiterinnen-Streiks erlangten in den 70ern die Aufmerksamkeit feministischer Filmarbeit. 1969 bereits drehte Madeline Anderson im Auftrag der Hospital Workers Union Local 1199 den Dokumentarfilm über einen Streik von mehr als 400 schwarzen Krankenhaus- und Pflegeheimschwestern in Charleston, South Carolina. Er dauerte 100 Tage und wurde von Coretta Scott King mit einer eindrucksvollen Rede unterstützt. Anderson zu ihrem Film I Am Somebody: „I knew that the obstacles that were before me were based on gender, race and politics... I tried to make a film that reflected my experience through their eyes.“ Die Relevanz dessen, dass Frauen ihre Stimme erheben, bringt Now! zum Ausdruck. Ein rasanter Foundfootagefilm, mit Bildern von rassistischer Gewalt und den Kämpfen der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung, aus denen Lena Hornes mitreißender Gesang ausbricht, zur Befreiung aufbricht
GB 1913, P Topical Budget, Kopie s/w, 35mm, 5 min, stumm, BFI National Archive
Die Kameramänner der Topical Filmgesellschaft filmten dieses berühmte, jährlich stattfindende Pferderennen am 4. Juni 1913, als die Suffragette Emily Davison vor das Pferd König George lief. Ohne den Ernst dieses Vorfalls zu bemerken, filmten die Kameramänner die Ereignisse des Tages weiter. [...] Vier Tage später, nachdem Davison ihren Verletzungen erlegen war, reagierten die Wochenschauen mit der erneuten Veröffentlichung des Filmmaterials. (Holly Hyams, Make More Noise! Suffragettes in Silent Film)

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GB 1913, P Pathé Frères Cinema, Kopie s/w, 35mm, 2 min, stumm, BFI National Archive
Während des Epsom Derbys im Jahr 1913 trat Emily Davison vor das königliche Pferd und starb vier Tage später an ihren Verletzungen. Zu ihrer Begräbnisfeier in der Londoner Kirche St. George’s Bloomsbury erschienen zahlreiche Trauernde, darunter durch ihre Aufmachung unverkennbar Suffragetten und Stimmrechtler. (Bryony Dixon, Make More Noise! Suffragettes in Silent Film)

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GB 1984, R Lis Rhodes, Joanna Davis, B Lis Rhodes, M Lindsay Cooper, P Four Corners Films, D Lily Greenham, Kopie s/w, 16mm, 3 min, Cinenova Distribution
Lis Rhodes Gedicht widmet sich den Momenten vor der Umsetzung eines politischen Gedankens in eine konkrete physische Aktion, am Beispiel der Frauen, die den Raketenstützpunkt in Greenham belagerten.
Dies ist einer von dreizehn einminütigen Filmen, die sich aus einer Reihe kurzer Gedichte von Lis Rhodes entwickelten. Sie reflektieren die traditionellen Unterdrückungsmuster im Leben der Frauen (Pornografie, Gewalt, Atomwaffen) und die vielfältigen Formen des Widerstands dagegen. Die Filmreihe entstand in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Jo Davis und wurde vom Fernsehsender Channel 4 in Auftrag gegeben. (Katalog Luxonline)
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D 1970, R, B, S, D Christiane Gehner, K Christian Bau, T Klaus Wyborny, Kopie Farbe, DCP von 16mm, 10 min, dt. OV mit engl. UT, KurzFilmVerleih Hamburg
Die spätere Fotochefin des Spiegels spielt in ihrem Kurzfilm Programmhinweise eine adrette Fernsehansagerin, die beim Moderieren plötzlich über Orgasmusschwierigkeiten und ihr persönliches Unglück als Frau in einer männerdominierten Gesellschaft spricht: „Ich weiß nicht, ob ich mich nicht doch lieber den Ansprüchen der Männer fügen soll, denn schlimmer als die Unterdrückung ist die Isolation.“ (Christoph Twickel, Die Zeit, Nr.41/2017)

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USA 1973 | Regie: Jan Oxenberg | Farbe | DCP | 12 min | engl. OV | IndieCollect
Der erste Film von Jan Oxenberg (THANK YOU AND GOOD NIGHT) gilt als einer der frühesten lesbisch-feministischen Filme. Während sie über die von ihren Eltern gedrehten home movies spricht, erinnert Oxenberg sich ironisch über ihre ganz auf die Erziehung zum Mädchen ausgestaltete Kindheit und stellt diesen Erinnerungsbildern zeitgenössisches Filmmaterial von politischen Demonstrationen und einem Frauen-Football-Spiel gegenüber. (Programmitteilung MoMA, New York, 2020)
Ein äußerst nachhaltiges und ironisches Wechselspiel zwischen Bild und Stimme ist Jan Oxenbergs HOME MOVIE. Die Filmmacherin befragt aus dem Off altes Homemovie Material ihrer Eltern. [...] Über weite Strecken scheint HOME MOVIE ein gegenwärtiges, authentisch lesbisches Selbst den unauthentischen Bildern der Vergangenheit gegenüber zu stellen. Das Amateurfilmmaterial hat ein Stück Weißfilm als Vorspann bekommen, der auf der Leinwand zu sehen ist, während im Ton das Geräusch einer laufenden Kamera zu hören ist. Das unterstreicht, dass solche vermeintlich rohen und unschuldigen Aufnahmen in Wirklichkeit ideologische Konstruktionen sind. (Richard Dyer, 1990)

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US 1944, R, B Maya Deren, K Hella Heyman, Alexander Hammid, D Maya Deren, John Cage, Alexander Hammid, Hella Heyman, Parker Tyler, Kopie s/w, 16mm, 15 min, ohne Ton, Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.
Unter einem Gesichtspunkt ist der Film, wie mir scheint, absolut gelungen: die komplizierten Techniken sind mit einer solchen Subtilität ausgeführt, daß man sich der Eigenartigkeit des Filmes beim Betrachten nicht bewußt wird. Erst hinterher, wie nach einem Traum, realisiert man, wie seltsam die Ereignisse waren, und ist erstaunt über die scheinbare Normalität, in der sie erschienen sind. (Maya Deren, Choreographie für eine Kamera, 1995)

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US 1969, R, S Madeline Anderson, P Madeline Anderson, American Foundation of Non-Violence, D Coretta Scott King, Ralph Abernathy, Leon Davis, Andrew Young, Kopie Farbe, 16mm, 28 min, engl. OV und elektr. dt. UT, Icarus Film
1969 wird Madeline Anderson von der Krankenhaus-Gewerkschaft Local 1199 beauftragt, einen Streik am Medical College Hospital der Universität von South Carolina in Charleston aufzuzeichnen. Die Mitarbeiter streiken für die Anerkennung der Gewerkschaft und für gerechte Löhne. Von den vierhundert streikenden Mitarbeitern sind bis auf zwölf Mitarbeiter Frauen und alle von ihnen schwarz. Der so entstandene Dokumentarfilm I Am Somebody gilt als der erste halbstündige Dokumentarfilm einer gewerkschaftlich organisierten, weiblichen Afro-Amerikanerin. (Stacey Doyle, Black Film Center/Archive: Madeline Anderson & I Am Somebody, 2013)
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CUB 1965, R, B Santiago Álvarez, K Pepín Rodríguez, Alberto Hernández, S Norma Torrado, Idalberto Gálvez, T Adalberto Jiménez, P ICAIC D Lena Horne, Kopie s/w, 35mm, 6 min, span. OV, Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.
Mit Now! schien das Kino damals über Nacht zu einem völlig neuen Idiom gefunden zu haben. Die Musik, der gesamte Sound von Álvarez‘ Film stammte von Lena Horne. Dazu Bilder vom Kampf gegen Rassendiskriminierung in den USA, Fotos von Lyndon B. Johnson, Wochenschausujets von der Gewalttätigkeit der Polizei, Bilder aus Comic Strips und Aufnahmen von Black Panther-Demonstrationen. (Alexander Kluge, Programmheft DOK Leipzig, 2012)

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Geboren in Düsseldorf, lebt in Berlin. Studium der Politischen Wissenschaft, Philosophie und Geschichte in Berlin, Paris und München, Promotion 1973. Ab 1972 Drehbuchautorin für Volker Schlöndorff und Ula Stöckl. Daneben schrieb sie filmtheoretische Texte, Filmkritiken, Hörspiele, Essays, Theatertexte und Bücher. Ab 1984 war sie Professorin für narrativen Film an der Hochschule der Künste Berlin und ist Mitglied der Akademie der Künste in Berlin. Sie hat 10 Spiel-, Dokumentar- und Essayfilme gemacht, die auf internationalen Festivals und Retrospektiven gezeigt und nationale und internationale Preise gewonnen haben. Für ihr Gesamtwerk erhielt sie den „Tribute for outstanding achievement in the art of film“.
