Blicke auf politische Geschichte, im Fokus: der Widerstand gegen antidemokratische Interessenpolitik. Ein Panorama von Einsichten, wie dieser Widerstand sich auf vielfältige Weise im vorpolitischen Raum bildet(e), und welche besondere Rolle dabei Film und Kino spiel(t)en.
Penny Siopis’ WELCOME VISITORS! greift subversive Musik unter dem südafrikanischen Apartheid-Regime in einer Erzählung auf, die sich aus gefundenen Film- und Tondokumenten zusammensetzt. Illusions handelt von zwei schwarzen Frauen und ihrer folgenreichen Begegnung im Hollywood von 1942. In der vom Krieg geprägten Filmindustrie arbeiten die beiden Frauen undercover. Die eine als Stimme hinter der strahlenden Erscheinung des blonden Stars, die andere auf bestem Karriereweg als Produktionsassistentin, denn sie geht als „weiß“ durch. Bis sie erkennt, dass es an der Zeit ist, den offenen Kampf gegen den Rassismus in Hollywood aufzunehmen – wie es die Regisseurin Julie Dash getan hat.
Deutschland 1932: Ella Bergmann-Michel dokumentiert mit ihrer mobilen, unauffälligen Kinamo Frankfurter Alltag im Wahlkampf, in dem Wahlkampf 1932. Der Blick der Kamera ist ein Gegenblick, will dem, was droht, standhalten im Schauen; die großen Zeichen und die kleinen Anzeichen dokumentieren; vielleicht kann alles noch anders kommen. – Nachrichten aus der jungen Bundesrepublik: Archivmaterial zur Anfangszeit der BRD, abermals in Frankfurt am Main, verwendet Laura Padgett in SOLITAIRE. Im Schnelldurchgang laufen die Jahre 1950 bis 1972 vor unseren Augen ab; das Projekt der Demokratie scheint darin auf, eindrücklich der Moment einer Rede Hannah Arendts. – Jüngste Geschichte: Was ist aus der Demokratie geworden? Einen Beitrag dazu gibt einer der Spots zum Tribunal „NSU-Komplex auflösen!“. Zum Abschluss des Programms blickt Karin Winklers performing monuments von heute aus noch einmal tief in die Geschichte Deutschlands zurück, in seine Kolonialgeschichte. Der Film reflektiert den deutschen Genozid an den Hereros in Beobachtungen zur Erinnerungskultur Namibias. Das geschieht in Empathie mit namibischen Frauen und deren Gegenblick auf die offizielle, „monumentale" Erinnerungskultur.
Im Anschluss an das Filmprogramm Empfang
DE 2021 | Regie, Buch: Monika Treut | Mit: Annie Sprinkle, Beth Stephens, Stafford, Sandy Stone, Susan Stryker, Max Wolf Valerio | Kamera: Elfi Mikesch, Robert Falckenberg, Nola Anwar, Monika Treut | Schnitt: Angela Christlieb, Margot Neubert-Maric | Musik: Mona Mur | Ton: Robert Falckenberg, Sophie Blomen, Jes Gallegos | Redaktion: Nicole Baum | Produktion: Monika Treut, Hyena Films | Ko-Produktion: ZDF Mainz, 3sat Mainz | Farbe | DCP | 88 min | amer. OV mit dt. UT | Edition Salzgeber
Monika Treut reist zurück zu einigen Protagonist*innen ihres Films GENDERNAUTS aus dem Jahr 1999. Die damals jungen Künstler*innen, Akademiker*innen und Trans*Aktivist*innen sind zwar älter geworden, erscheinen aber nicht weniger lebensfroh, klug, sanft, weise. Monika Treut fragt nach dem, was sich für sie alle verändert hat und danach, welche Kämpfe anhalten. In diesem berührenden Portrait wird queere Geschichte geschrieben, aber ganz sicher nicht abgeschlossen. Die gesellschaftspolitische Situation hat sich verändert. San Francisco als ein zentraler Ort queerer Politiken ist längst nicht mehr für alle attraktiv: Die Mieten sind gestiegen, die Aktivist*innen können sich nur noch mit gutem Einkommen ein Leben hier leisten. Diejenigen, die dies nicht haben, sind nicht mehr in der Stadt oder in der Nachbarschaft. Dadurch verändert sich mit den Jahren auch eine Szene, die hier zu Hause war. Die Protagonist*innen von Monika Treuts Film erzählen von ihrem heutigen Alltag, von Kunst, der akademischen Welt und auch immer noch von Aktivismus. Genderation ist eine Reise durch die Zeit, ein Wiedersehen mit bekannten Personen und ein Road Movie ohne Schließung. Die Wiederholung der Begegnung nach langer Pause macht auch ein Generationengespräch durch die Zeit im Medium Film möglich. (Natascha Frankenberg, Internationales Frauenfilmfestival Dortmund | Köln)
Abkürzungen | |
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DF | deutsche Fassung |
s/w | schwarz-weiß |
OV | Originalversion |
UT | Untertitel |
+UT | elektronische Live-Untertitelung (unterhalb des Bildes) |
ZT | Zwischentitel |
Länder | |
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AT | Österreich |
BRD | Bundesrepublik Deutschland (historisch) |
BLR | Belarus |
DE | Deutschland |
CAN | Kanada |
DDR | Deutsche Demokratische Republik (historisch) |
EGY | Ägypten |
FR | Frankreich |
GB | Großbritannien |
URY | Uruguay |
BRA | Brasilien |
SWE | Schweden |
UKR | Ukraine |
PL | Polen |
IDN | Indonesien |
PRT | Portugal |
HRV | Kroatien |
ECU | Ecuador |
HUN | Ungarn |
AUS | Australien |
IT | Italien |
MEX | Mexiko |
IND | Indien |
DE 2021 | Regie, Kamera, Schnitt: Angelika Levi | Darsteller*innen: Nancy Torres Geoninatti, Talia Ocampo, Carla Lozano, Lisa Riedner, Hadeer El Mahdawy, Teo Peo, Jhonaikel Vielma, Nancy Jancovich, Jorge, Luis Ramirez, Hector Ramirez, Jhehovany Aries | Musik: Udo Moll | Sound Design: Erik Mischijew | Ton: Hadeer El Mahdawy, Lisa Riedner | Kostüm: Nancy Torres Geoninatti | Produktionsleitung: Jan Lemitz | Produktion: Kristina Konrad, Weltfilm | Koproduktion: Angelika Levi, celestefilm | Farbe | DCP | 22 min | engl./span. OV mit engl. UT | Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.
Ahorita Frames ist ein Porträt jener lateinamerikanischen Putzfrauen, die in den Trümmern von 9/11 im Auftrag eines Asbestentsorgers ohne Aufenthalts- oder Arbeitserlaubnis und ohne angemessene Staubschutzmasken ein Jahr lang Aufräumarbeit leisteten. Staub lag über allem und hing in der Luft, wie auch der Geruch von Verwesung: Unfassbares Grauen also, dem sich Angelika Levis Film jedoch über die Bande, fast spielerisch nähert, ohne irgendetwas zu verharmlosen. Ahorita Frames springt hin und her zwischen dokumentarischen Aufnahmen von New York und Reenactments, die Levi mit Migrant*innen auf der anderen Seite der mexikanischen Grenze inszeniert hat. Darin stellen sie Anekdoten aus dem Leben der Putzfrauen nach, die von diesen selbst aus dem Off nacherzählt werden. Eine der Frauen imaginiert sich als Figur in einer Seifenoper, um das Erlebte zu bewältigen, andere flüchten sich in Galgenhumor. Besonders eindrücklich die Szene, als die illegalen Dienstleisterinnen an der Seite anderer „first responders“ geehrt und auf einem Bankett hofiert werden. (Ob die Putzfrauen Anspruch auf den Victim Compensation Fund erheben konnten, der 2019 mit fast zwanzigjähriger Verspätung verabschiedet wurde?) Die zweigleisige Struktur des Films zwischen New York und der mexikanischen Grenze stellt die wechselseitige Bezüglichkeit dieser beiden Orte, die im Akt der Abschiebung abgeschafft wird, wieder her und schlägt zugleich, wie der Titel des Films nahelegt, eine andere, transnationale Rahmung für die Ereignisse und das Nachspiel des 11. September vor. (Nikolaus Perneczky, Perlentaucher. Das Kulturmagazin)
Abkürzungen | |
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DF | deutsche Fassung |
s/w | schwarz-weiß |
OV | Originalversion |
UT | Untertitel |
+UT | elektronische Live-Untertitelung (unterhalb des Bildes) |
ZT | Zwischentitel |
Länder | |
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AT | Österreich |
BRD | Bundesrepublik Deutschland (historisch) |
BLR | Belarus |
DE | Deutschland |
CAN | Kanada |
DDR | Deutsche Demokratische Republik (historisch) |
EGY | Ägypten |
FR | Frankreich |
GB | Großbritannien |
URY | Uruguay |
BRA | Brasilien |
SWE | Schweden |
UKR | Ukraine |
PL | Polen |
IDN | Indonesien |
PRT | Portugal |
HRV | Kroatien |
ECU | Ecuador |
HUN | Ungarn |
AUS | Australien |
IT | Italien |
MEX | Mexiko |
IND | Indien |
USA 1982 | Regie: Elizabeth Barret | Produktion: Appalshop, Inc. | Farbe | 16mm | 39 min | amer. OV | Cinenova
Eine einfühlsame Dokumentation über Frauen in Bergwerksiedlungen. Sie erzählt, wie Frauen durch intensive Rechtsstreitigkeiten in dieses Arbeitsgebiet einbrachen. Die Bergarbeiterinnen diskutieren, warum sie trotz Gefahr, Dreck und physischer Belastung im Bergwerk arbeiten wollen. Die meisten Frauen der Siedlung können nur schlecht bezahlte Jobs als Kellnerinnen oder Babysitter bekommen. Darum ist die Arbeit im Bergbau ihre einzige Chance, einen guten Lohn zu bekommen. Allein oder in Gruppen diskutieren die Frauen ihren sozialisationsbedingten Mangel, mit Werkzeug arbeiten zu können, die Diskriminierung in der Ausbildung und die sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz. Archivbilder und Filmclips werden in einem historischen Rückblick auf das Engagement der Frauen als Arbeiterinnen im Bergbau, als Gewerkschaftlerinnen, als Stütze ihrer Ehemänner, Söhne und Brüder verwendet. Die allgegenwärtigen Gefahren von Unfällen und Staublunge werden in diesem Film eindrucksvoll geschildert. Es wird auch die Notwendigkeit, eine Schwangerschaftspolizei zu bilden, diskutiert. (femme totale 1991)
Abkürzungen | |
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DF | deutsche Fassung |
s/w | schwarz-weiß |
OV | Originalversion |
UT | Untertitel |
+UT | elektronische Live-Untertitelung (unterhalb des Bildes) |
ZT | Zwischentitel |
Länder | |
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AT | Österreich |
BRD | Bundesrepublik Deutschland (historisch) |
BLR | Belarus |
DE | Deutschland |
CAN | Kanada |
DDR | Deutsche Demokratische Republik (historisch) |
EGY | Ägypten |
FR | Frankreich |
GB | Großbritannien |
URY | Uruguay |
BRA | Brasilien |
SWE | Schweden |
UKR | Ukraine |
PL | Polen |
IDN | Indonesien |
PRT | Portugal |
HRV | Kroatien |
ECU | Ecuador |
HUN | Ungarn |
AUS | Australien |
IT | Italien |
MEX | Mexiko |
IND | Indien |
DE, ROU 2018 | Regie, Schnitt, Ton: Alexandra Gulea | Buch: Kathrin Lauer, Alexandra Gulea | Kamera: Nicu Ilfoveanu | Musik: Stéphane Karo | Produktion: Thomas Ciulei | Farbe | DCP | 13 min | rum. OV mit engl. UT | Archiv der Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen
Im Jiu-Tal, einst ein traditionelles rumänisches Industriegebiet, nehmen die Eltern nun lange Wege auf sich, um in den Westen zu gelangen, wo immer sie Arbeit finden. Sie kommen zu selten zurück. Sie schicken Geld. Ihre Kinder sind wie Waisenkinder. Alexandra Gulea porträtiert in melancholischen Bildern und mit lakonischem Voice-Over ein verfallenes rumänisches Industriegebiet, in dem Mütter ihre Kinder zurückgelassen haben, um im Westen zu arbeiten. (Internationale Kurzfilmtage Oberhausen)
Abkürzungen | |
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DF | deutsche Fassung |
s/w | schwarz-weiß |
OV | Originalversion |
UT | Untertitel |
+UT | elektronische Live-Untertitelung (unterhalb des Bildes) |
ZT | Zwischentitel |
Länder | |
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AT | Österreich |
BRD | Bundesrepublik Deutschland (historisch) |
BLR | Belarus |
DE | Deutschland |
CAN | Kanada |
DDR | Deutsche Demokratische Republik (historisch) |
EGY | Ägypten |
FR | Frankreich |
GB | Großbritannien |
URY | Uruguay |
BRA | Brasilien |
SWE | Schweden |
UKR | Ukraine |
PL | Polen |
IDN | Indonesien |
PRT | Portugal |
HRV | Kroatien |
ECU | Ecuador |
HUN | Ungarn |
AUS | Australien |
IT | Italien |
MEX | Mexiko |
IND | Indien |