BILLIGE HÄNDE – AUSLÄNDISCHE ARBEITERINNEN IN DEUTSCHLAND

BRD 1969 | Regie: Edith Marcello (ehemals Schmidt) | Kamera: Bernhard Weber | Schnitt: Gisela Grafe | Ton: Dietrich Köpke | Produktion: Hessischer Rundfunk (hr) | s/w | digital | 30 min | dt., türk. OV | hr

„Sie kam im Juli mit einem Einjahresvertrag zu einem Stunden-Bruttolohn von 2,30 Mark in eine Glashütte“, erklärt die Stimme des Off-Sprechers die Situation von Frau Karatan aus der Türkei. Schon nach wenigen Monaten erweisen sich Wohn- und Arbeitsverhältnisse als unhaltbar. Die Arbeit ist gefährlich und Frau Karatan erlebt in der Fabrik rassistische Übergriffe. Nun prozessiert sie gegen die Firma. Verliert sie, droht ihr die Abschiebung. Begleitet wird Frau Karatan von ihrem kleinen Neffen, der die Fragen Edith Marcellos übersetzt. Professionelle Übersetzter*innen aus dem Türkischen konnten vom Hessischen Rundfunk 1969 offenbar nicht gestellt werden. Eine Hürde nicht zuletzt, da BILLIGE HÄNDE die Einstiegsfrage „Was wissen wir von ihnen?“ – den ausländischen Arbeiterinnen – ernst nimmt.

Ein griechischer Gewerkschafter, ein italienischer Priester und ein junger Günter Wallraff betten das Einzelschicksal in den Kontext der BRD-Einwanderungspolitik. Die erschütternden Zustände haben System. Und doch findet Marcello in der halbstündigen hr-Reportage Platz für Momente von Solidarität: Ein wilder Streik unter spanischen Arbeiterinnen in Hannover, die Gründung einer italienischen Schule durch Arbeiter*innen in Frankfurt. (Patrick Kokoszynski, 2023)

© hr
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Abkürzungen
DF deutsche Fassung
s/w schwarz-weiß
OV Originalversion
UT Untertitel
+UT elektronische Live-Untertitelung (unterhalb des Bildes)
ZT Zwischentitel
Länder
AT Österreich
BRD Bundesrepublik Deutschland (historisch)
BLR Belarus
DE Deutschland
CAN Kanada
DDR Deutsche Demokratische Republik (historisch)
EGY Ägypten
FR Frankreich
GB Großbritannien
URY Uruguay
BRA Brasilien
SWE Schweden
UKR Ukraine
PL Polen
IDN Indonesien
PRT Portugal
HRV Kroatien
ECU Ecuador
HUN Ungarn
AUS Australien
IT Italien
MEX Mexiko
IND Indien
DIE KINDER DER GASTARBEITER – BERICHT ÜBER EINE MINDERHEIT

BRD 1970 | Regie: Edith Marcello (ehemals Schmidt) | Redaktion: Valentin Senger | Mitarbeit: Günther Boege | Kamera: Bernhard Weber | Schnitt: Gisela Grafe | Ton: Hermann Möller | Produktion: Hessischer Rundfunk (hr) | s/w | digital | 42 min | dt. OV | hr

Befasste sich BILLIGE HÄNDE am Rande mit der prekären Situation der „Kinder von Gastarbeitern“, widmet Edith Marcello dieser Bevölkerungsgruppe ein Jahr später einen eigenen Film. „Das italienische Schulsystem ist falsch, das deutsche ist falsch […], da die kapitalistische Gesellschaft […] Leute zum Ausbeuten braucht, ist es innerhalb dieses Systems ja auch richtig, dass es da Kinder gibt, die mit der Schule nicht weit kommen. Wir haben mit Kindern gesprochen, die mit 13 Jahren in die Fabriken gehen“, erklärt Don Piero Guerra, ein sozial engagierter Priester aus der italienischen Community in Frankfurt.

Einige Protagonist*innen und Bilder erkennt man wieder, aber dieses Mal ist der analytische Anspruch des Films noch breiter angelegt. Die These: Das BRD-Schulsystem hat 1970 kein Interesse daran, diesen Kindern angemessene Schulbildung und Aufstiegschancen zu ermöglichen, denn die Industrie braucht ungelernte Hilfsarbeiter*innen. Sprachschwierigkeiten, Rassismuserfahrungen und im Falle griechischer Kinder sogar der Zugriff der griechischen Militärdiktatur auf den Lehrplan machen es schwer, eigene Forderungen zu formulieren, doch gelingt es den Kindern und Jugendlichen trotzdem, zu Wort zu kommen. (Patrick Kokoszynski, 2023)

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BRD Bundesrepublik Deutschland (historisch)
BLR Belarus
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CAN Kanada
DDR Deutsche Demokratische Republik (historisch)
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Im Anschluss Filmgespräch mit Nuria Cafaro, Kölner Frauengeschichtsverein
Nuria Cafaro

Nuria Cafaro arbeitet beim Kölner Frauengeschichtsverein zur Selbstorganisation von Migrantinnen, veranstaltet Stadtrundgänge zur Geschichte der Migration von Frauen und ist in der Bildungsarbeit zur Gewerkschafts- und Migrationsgeschichte tätig. Sie hat Philosophie, Geschichte und Bildungswissenschaften studiert und promoviert an der Universität zu Köln über Arbeitskämpfe in Italien, Frankreich und Westdeutschland um 1968. Weitere Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen auf der Geschichte der italienischen Arbeiter*innenbewegung und der des migrantischen Protests in der Bundesrepublik Deutschland, insbesondere der des Kölner Fordstreiks von 1973.

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